Schaafheim - von der Jungsteinzeit bis heute
Eine Schenkung, die heute auf das Jahr 817 datiert wird, erwähnt Schaafheim
erstmals als SCOFHEIM und findet sich in einer Güterbeschreibung des
Klosters Fulda, dem Codex Eberhardi. Zahlreiche Bodenfunde beweisen allerdings, dass hier in allen Epochen der Früh- und Vorgeschichte kontinuierlich gesiedelt wurde. Schaafheim liegt im Kreis Darmstadt-Dieburg am Nordrand des Odenwaldes. Die hessisch-bayerische Grenze ist zugleich die östliche Gemeindegrenze. Seine historische Grenzlage hat die gesamte Geschichte Schaafheims geprägt.
Gründung des Heimat- und Geschichtsvereins Schaafheim (HGV). Vorstand bei Vereinsgründung (v.l.): Jakob Sauter, Roland Roth, Heinrich Däschner, Werner Kreh, Eicke Meyer und Horst Laber.
Mosbach und Radheim werden im Rahmen der Gebietsreform in Hessen durch Landesgesetz in die Gemeinde Schaafheim eingegliedert
Schlierbach tritt im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis als Ortsteil zur Gemeinde Schaafheim bei
Die im deutsch-französischen Krieg 1870/71 gefallenen Schaafheimer werden mit dem Denkmal vor der alten Schule geehrt
Das Schulhaus in der Lindenstraße wird eingeweiht, es gibt Molkerei und Elektrizität in Schaafheim
Neubau bei der evangelischen Kirche nach Plänen des Hofbaumeisters Georg Moller
274 Schaafheimer verlassen ihre Heimat, großteils nach Nordamerika; Schaafheim hat 1858 etwa 1500 Einwohner
Die bayerischen Orte des Bachgaus, Radheim und Mosbach kommen durch Gebietstausch zu Hessen
Ein gewaltiges Unwetter lässt die Besch (Johannisbach) so stark anschwellen, dass die Mauer an der Mühle eingedrückt wird und der Ort überschwemmt wird
Während der Befreiungskriege von der Napoleonischen Herrschaft gibt es pausenlos Durchmärsche fremder Truppen (Franzosen, Russen, ...).
Schaafheim wird Garnison der Grenadier-Leibkompanie des Erbprinzen Ludwig IX von Hessen Darmstadt (200 Mann, darunter 18 Schaafheimer). Die jungen Männer hatten sich verflüchtigt, als die Rekrutierer 1749 das Dorf auf der Suche nach Rekruten durchstreiften.
[Aufnahmen bei der 1200-Jahr Feier in Schaafheim: Die Grenadiergarde der Hanauer Residenzstadt Pirmasens in authentischen Uniformen.]
Die Hanau Lichtenberger Linie endet mit dem Tod von Reinhard III, Schaafheim kommt zu Hessen-Darmstadt (Prozesse dazu dauern aber bis 1771).
Erneuerung des Galgens auf der Galgenhardt am Babenhäuser Weg.
Große Feuersbrunst, fast 50 Häuser werden zerstört
Das Rathaus wird neu errichtet
Die abgebrannte Kirche wird notdürftig wieder hergestellt, den Kirchturm bekommt sie aber erst 1702.
Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 setzte Schaafheim schwer zu. Dass es die wohlhabendste Gemeinde im Umkreis war, war bei den durchziehenden Truppen der verschiedenen Kriegsherren vermutlich bekannt. Einquartierungen, Plünderungen und Zerstörungen hatte Schaafheim zu erleiden, gleichzeitig schwere Pestzeiten, sodass sich die wenigen überlebenden Schaafheimer Einwohner zeitweise in den Schutz der besser gesicherten Stadt Babenhausen begaben und der Ort entvölkert war.
Am 06.06.1622 stecken Soldaten die Kirche in Brand, 1635 das Schloss, 1648 das Rathaus.
Die Pest wütet in Schaafheim – 912 Tote, der Pestsarg von 1632 ist noch erhalten.
Erste Eintragung im 1. Kirchenbuch von Schaafheim, das Kantorhaus (neue Schule) am Treppenaufgang zur Kirche wird gebaut (siehe Bild).
Nachdem Papst Innozenz VIII. mit seiner „Hexenbulle“ 1484 die Inquisition ermächtigt gegen Zauberer und Hexen vorzugehen und die „Peinliche Halsgerichtsordnung“ Kaiser Karls V. von 1532 (im Gemeindearchiv Schaafheim – Titelblatt hier abgebildet) dies auch für die weltliche Seite umsetzt, greift im ganzen Land die Hexen-Hysterie um sich, so auch in Schaafheim und seiner Umgebung:
Im Juli 1580 werden drei Schaafheimer Frauen [Margarethe Geißler, Anna Kempen geb.Roth und Barbara Kreh] wegen Hexerei verhaftet. Barbara Kreh stirbt schon bei der Befragung mittels Folter, zwei gestehen und werden am Schaafheimer Galgenbuckel vor 2000 gaffenden Zuschauern verbrannt - auch die Leiche der Barbara Kreh. Die verurteilten Hexen mussten die Gereichts- und Hinrichtungskosten tragen, ihr Vermögen wurde zu Gunsten der Staatskasse eingezogen.
Das heutige Schaafheimer Wappen wird von Graf Philipp IV. von Hanau an Schaffheym verliehen. Der ursprüngliche Ortsname Scofheim leitet sich von Scop (Schoppen = Schuppen im Gehölz) und Heim (fränkisch für Dorf) ab, hat also keinerlei Beziehung zum Begriff Schaf. Das vermeintliche „Schaf“ im Schaafheimer Ortswappen ist tatsächlich ein Lamm und steht als Symbol für den auferstandenen Christus.
Reformation in Schaafheim
Bau des heute sichtbaren Teils der Alten Kapelle
Bau des Wartturms durch Berthold von Henneberg, den Erzbischof von Kurmainz (auf dem Bild als steinernes Bildnis verewigt).
Pfalzgraf Ruprecht, der spätere Kaiser Ruprecht gibt Schaafheim mit Zubehör an Ulrich von Hanau zum Lehen
Erste Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Karl IV
Erste urkundliche Erwähnung des Ortes
Seit Anfang des 1. Jh. n.Chr. unternahmen die Römer Streifzüge in das freie Germanien unserer Gegend. In der Zeit der Kaiser Domitian (81-96), Nerva (96-98) und Trajan (98-117) wird der Main zwischen Hanau und Miltenberg als östliche Grenze festgelegt und in der Schaafheimer Gemarkung finden sich seit dieser Zeit neben Münzen auch ein römischer Töpferofen und auch Hinweise auf Gutshöfe (villa rustica, Mehrzahl = villae rusticae). Selbst heute sind in der Schaafheimer Gemarkung Spuren einer Römerstraße (die „Hohe Straße“) zu finden (siehe Bild), die sich vom damaligen Verwaltungszentrum Dieburg südöstlich in Richtung des Kastells in Stockstadt erstreckte und im Schaafheimer Gebiet eine Verzweigung zum Kastell Niedernberg hatte. Mitte des 3.Jahrhundert vertreibt der Verbund der Alamannen die Römer aus unserer Gegend.
Geschichte des Schaafheimer Bronzeschwerts:
„Im Jahre 1927 fand Landwirt Georg Krautwurst VIII. auf dem Acker seines Vaters in der „Flachsröste“ [eine Schaafheimer Gemarkung] ein Bronzeschwert und zwei Bronzeringe der mittleren Bronzezeit (ca.1500 vor Christus), die ebenfalls ins Landesmuseum kamen.“ [Quelle: Prof.Heinrich Geißler, Schaafheim Erster Teil, S.11]
Das Schaafheimer Bronzeschwert ist ein Griffzungenschwert der Art Riedheim: Das Griffstück (Heft) wird dabei auf eine durch das Heft laufende Verlängerung der Klinge aufgesetzt, im Gegensatz zu einem Vollgriffschwert. Ob es aus einem in der Nähe nachgewiesenen Hügelgrab stammt, ist nicht gesichert.
Foto aus den Beständen des Hessischen Landesmuseum Darmstadt (Inv. Nr. A 1948:406).
Funde, Siedlungsreste
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